Medienmitteilung: Allianz Global Wealth Report 2023: Die Party ist vorbei

  • Annus horribilis: Das globale Geldvermögen der privaten Haushalte fiel 2022 um -2,7%, der stärkste Rückgang seit der Globalen Finanzkrise (GFC)
  • Ausradiert: Bereinigt um die Inflation liegt das Geldvermögen nur 6,6% über dem Wert von 2019 – in Westeuropa ging es um -2,6% zurück
  • Kein Rückenwind: Das Wachstum des globalen Geldvermögens dürfte sich in den nächsten drei Jahren zwischen 4% und 5% einpendeln
  • Maßhalten: Der Zuwachs der privaten Verbindlichkeiten und die Verschuldungsquote fielen 2022 deutlich
  • Treue: Die deutschen Sparer beklagten höhere Verluste (-4,9%) als in der GFC (-4,5%) – aber die neue Liebe zu den Kapitalmärkten hält

MÜNCHEN--()--Die Allianz hat heute die vierzehnte Ausgabe ihres "Global Wealth Report" vorgestellt, der das Geldvermögen und die Verschuldung der privaten Haushalte in fast 60 Ländern analysiert.

Annus horribilis

Das Jahr 2022 war für die Sparer ein Jahr des Schreckens. Die Vermögenspreise fielen auf breiter Front. Das Ergebnis war ein kräftiger Rückgang des globalen Geldvermögens1 der privaten Haushalte um -2,7%, der stärkste Rückgang seit der Globalen Finanzkrise (GFC) 2008. Die Wachstumsraten der drei großen Anlageklassen unterschieden sich jedoch deutlich. Während Wertpapiere (-7,3%) und Versicherungen/Pensionen (-4,6%) starke Rückgänge verzeichneten, zeigten Bankeinlagen mit +6,0% ein robustes Wachstum. Insgesamt gingen Finanzanlagen im Wert von EUR 6,6 Billionen verloren, das gesamte Geldvermögen belief sich Ende 2022 auf EUR 233 Billionen. Am stärksten war der Rückgang in Nordamerika (-6,2 %), gefolgt von Westeuropa (-4,8%). Asien hingegen verzeichnete – mit Ausnahme Japans – noch relativ starke Wachstumsraten. Auch in China wuchs das Geldvermögen mit einem Plus von 6,9% kräftig. Verglichen mit dem Vorjahr (+13,3%) und dem langfristigen Durchschnitt der letzten 20 Jahre (+15,9%) war dies jedoch eine eher enttäuschende Entwicklung – die wiederholten Lockdowns forderten ihren Tribut.

Ausradiert

Trotz der herben Verluste lag das weltweite Geldvermögen der privaten Haushalte Ende letzten Jahres nominal immer noch um fast 19% über dem Stand von 2019 vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Inflationsbereinigt reduziert sich dieser Zuwachs allerdings auf magere 6,6% in drei Jahren, d.h. zwei Drittel des (nominalen) Wachstums fielen den Preissteigerungen zum Opfer. Während die meisten Regionen zumindest ein gewisses reales Wachstum bewahren konnten, ist die Situation in Westeuropa anders: Alle nominalen Zuwächse wurden ausradiert, das reale Geldvermögen sank gegenüber dem Jahr 2019 um -2,6 %.

„Jahrelang haben sich die Sparer über die Nullzinsen beschwert“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Doch der wahre Feind der Sparer ist die Inflation. Und das nicht erst seit dem Inflationsschub nach Covid-19. In Deutschland zum Beispiel hat sich das nominale Vermögen pro Kopf in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Inflationsbereinigt liegt der Zuwachs nur noch bei weniger beeindruckenden 40 %. Dies unterstreicht die Notwendigkeit intelligenten Sparens und größerer finanzieller Kompetenz. Aber die Inflation ist ein schwer zu besiegendes Biest. Ohne Anreize und Subventionen für langfristiges Sparen werden es die meisten Sparer schwer haben.“

Kein Rückenwind

Nach dem Rückgang im Jahr 2022 dürfte das globale Finanzvermögen im Jahr 2023 wieder ansteigen. Dafür spricht vor allem die (bisher) positive Entwicklung an den Aktienmärkten. Insgesamt erwarten wir einen Anstieg des globalen Geldvermögens um rund 6%, auch unter Berücksichtigung einer weiteren „Normalisierung“ des Sparverhaltens. Bei einer globalen Inflationsrate von rund 6 % im Jahr 2023 sollte den Sparern ein weiteres Jahr mit realen Verlusten auf ihren Geldvermögen erspart bleiben.

„Die mittelfristigen Aussichten sind jedoch eher gemischt“, so Kathrin Stoffel, Mitautorin des Berichts. „Es wird kein geldpolitischer oder wirtschaftlicher Rückenwind zu spüren sein. Das durchschnittliche Wachstum der Geldvermögen dürfte sich in den nächsten drei Jahren zwischen 4 und 5 % einpendeln, wenn man von durchschnittlichen Aktienmarktrenditen ausgeht. Doch wie das Wetter, das im Zuge des Klimawandels immer extremer wird, sind in der neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Landschaft mehr Marktschwankungen zu erwarten. ‚Normale‘ Jahre könnten eher die Ausnahme werden.“

Maßhalten

Die Zinswende war auch auf der Passivseite der Bilanzen der privaten Haushalte deutlich zu spüren. Nachdem die globale Privatverschuldung 2021 noch um 7,8% gestiegen war, schwächte sich das Wachstum im vergangenen Jahr deutlich auf 5,7% ab. Der stärkste Rückgang war in China zu verzeichnen: Das Schuldenwachstum von +5,4% 2022 war das niedrigste Wachstum seit Beginn der Aufzeichnungen. Insgesamt beliefen sich die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte weltweit Ende 2022 auf EUR 55,8 Billionen. Da sich der Abstand zwischen Schulden- und Wirtschaftswachstum auf 3,9 Prozentpunkte vergrößert hat, ist die globale Schuldenquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) um mehr als 2 Prozentpunkte auf 66,1% gesunken. Damit liegt die globale Schuldenquote der privaten Haushalte wieder ungefähr auf dem gleichen Niveau wie zu Beginn des Jahrtausends – ein bemerkenswertes Maß an Stabilität, das kaum zu dem weit verbreiteten Narrativ einer in Schulden ertrinkenden Welt passt. Allerdings haben sich die Verhältnisse auf der Weltschuldenkarte stark verändert. In erster Linie ist die Entwicklung in den Industrieländern durch Stabilität gekennzeichnet. In den meisten Schwellenländern hingegen sind die Schuldenquoten in den letzten zwei Jahrzehnten stark gestiegen. An der Spitze der Liste steht China, wo sich die Quote auf gut 61% mehr als verdreifacht hat.

Treue

Das Brutto-Geldvermögen der deutschen Haushalte sank 2022 um -4,9% und übertraf damit sogar die Verluste während der Finanzkrise (-4,5%). Hauptursache war die Anlageklasse der Versicherungen/Pensionen, die -12,9% an Wert verlor; auch Wertpapiere mussten einen starken Rückgang hinnehmen (-7,7%). Die Bankeinlagen hingegen wuchsen weiter – allerdings war das Plus von 3,7% der schwächste Anstieg seit neun Jahren. Hier spielt das veränderte Sparverhalten eine Rolle: Während die deutschen Sparer ihre Zuführungen von frischem Geld zu den Bankeinlagen um 24,3% (auf EUR 112 Mrd.) reduzierten, sanken die Ersparnisse insgesamt „nur“ um 21,9% auf EUR 297 Mrd. Damit stieg der Anteil der Kapitalmarktprodukte an den frischen Ersparnissen auf 37% bzw. EUR 110 Mrd. – fast gleichauf mit den Bankeinlagen. Die restlichen neuen Ersparnisse (EUR 81 Mrd.) wurden in Versicherungen und Pensionen investiert. Im Vergleich zum Jahr vor der Pandemie 2019 ist das Geldvermögen immer noch um 10,1% höher – allerdings nur nominal. Inflationsbereinigt sind die deutschen Sparer „ärmer“ als vor der Pandemie, da ihr Vermögen -2,2% an Kaufkraft verloren hat.

Das Wachstum der Verbindlichkeiten verlangsamte sich auf 4,4%, nach 5,2% im Jahr 2021. Das Netto-Finanzvermögen schließlich ging um satte -8,3% zurück und der Einbruch lag damit ebenfalls über dem bisherigen „Rekord“ von -6,4% im Jahr 2008. Mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 63.540 Euro fiel Deutschland in der Rangliste der 20 reichsten Länder auf Platz 19 zurück und tauschte den Platz mit Österreich (Geldvermögen pro Kopf, siehe Tabelle). Auch Deutschland wird zu einem positiven Wachstum zurückkehren: Im Jahr 2023 soll das Geldvermögen um über 3% steigen.

Nettogeldvermögen pro Kopf, 2022

 

 

 

 

In Euro

 

Y/Y in %

 

Rank 2002

1

 

USA

 

251.860

 

-8,9

 

2

2

 

Schweiz

 

238.780

 

-4,4

 

1

3

 

Dänemark

 

163.830

 

-9,9

 

18

4

 

Singapur

 

151.200

 

+3,9

 

11

5

 

Taiwan

 

141.600

 

+3,1

 

10

6

 

Neuseeland

 

117.760

 

-7,6

 

6

7

 

Kanada

 

117.450

 

-5,7

 

9

8

 

Schweden

 

116.060

 

-13,2

 

15

9

 

Niederlande

 

103.120

 

-18,1

 

7

10

 

Belgien

 

97.790

 

-7,7

 

3

11

 

Japan

 

96.500

 

-0,3

 

4

12

 

Australien

 

92.630

 

-6,1

 

17

13

 

Israel

 

92.370

 

-3,6

 

13

14

 

Großbritannien

 

88.380

 

-9,2

 

8

15

 

Irland

 

71.360

 

-3,9

 

16

16

 

Italien

 

69.350

 

-6,9

 

5

17

 

Frankreich

 

67.500

 

-7,1

 

12

18

 

Österreich

 

65.330

 

-4,6

 

14

19

 

Deutschland

 

63.540

 

-8,3

 

19

20

 

Malta

 

49.500

 

+0,6

 

20

Die interaktive “Allianz Global Wealth Map” finden Sie hier:

https://www.allianz.com/en/economic_research/research-data/interactive-wealth-map.html

Die Studie finden Sie hier: https://www.allianz.com/en/economic_research.html

Über Allianz

Die Allianz Gruppe zählt zu den weltweit führenden Versicherern und Asset Managern und betreut mehr als 122 Millionen* Privat- und Unternehmenskunden in mehr als 70 Ländern. Versicherungskunden der Allianz nutzen ein breites Angebot von der Sach-, Lebens- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen und Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist einer der weltweit größten Investoren und betreut im Auftrag ihrer Versicherungskunden ein Investmentportfolio von etwa 714 Milliarden Euro**. Zudem verwalten unsere Asset Manager PIMCO und Allianz Global Investors etwa 1,7 Billionen Euro** für Dritte. Mit unserer systematischen Integration von ökologischen und sozialen Kriterien in unsere Geschäftsprozesse und Investitionsentscheidungen sind wir unter den führenden Versicherern im Dow Jones Sustainability Index. 2021 erwirtschafteten über 159.000 Mitarbeiter für den Konzern einen Umsatz von 152,7 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 14,2 Milliarden Euro***.

* Einschließlich nicht konsolidierter Einheiten mit Allianz Kunden.
** Stand: 30. Juni 2023
*** Wie angegeben - nicht angepasst, um die Anwendung von IFRS 9 und IFRS 17 widerzuspiegeln.

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1 Zum Brutto-Geldvermögen zählen Bargeld und Bankeinlagen, Ansprüche gegenüber Versicherungen & Pensionsfonds, Wertpapiere (Aktien, Anleihen und Anteile an Investmentfonds) sowie sonstige finanzielle Forderungen.

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Ansprechpartner für Rückfragen:
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Tel. +49 89 3800 16891
e-mail: lorenz.weimann@allianz.com

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