PARIS--(BUSINESS WIRE)--MedDay, ein Biotechnologieunternehmen mit Schwerpunkt auf der Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems, veröffentlichte heute Ergebnisse aus einer zweiten placebokontrollierten Studie zu seinem Hauptprüfpräparat MD1003, einem hoch konzentrierten pharmazeutischen Biotin, das bei der Behandlung der progredienten multiplen Sklerose in einer Dosis von 300 mg/Tag verabreicht wird.
Mit der Studie MS-ON sollte die Überlegenheit von MD1003 gegenüber Placebo bei der Besserung des Sehvermögens von Patienten untersucht werden, die nach einer Neuritis nervi optici (MS-ON, Sehnerventzündung) an einem chronischen Verlust des Sehvermögens leiden. An der Studie nahmen Patienten mit einer progredienten Verschlechterung des Sehvermögens teil (progrediente ON, n=31) sowie Patienten mit permanentem, aber nicht progredientem Verlust des Sehvermögens nach einer rezidivierten Sehnerventzündung (nicht-progrediente ON, n=62). Die Behandlung dauerte 24 Wochen. Der primäre Endpunkt war die mittlere Veränderung in der gesamten Studienpopulation, der 100-prozentigen Kontrastsehschärfe (VA) des erkrankten Auges nach sechs Monaten ab Studienbeginn, definiert als dasjenige Auge mit der schlechteren Sehschärfe und akuter oder progredienter Verschlechterung in den drei Jahren vor der Aufnahme in die Studie.
Bei den Patienten, die MD1003 erhielten, zeigten sich tendenziell etwas stärkere Verbesserungen als bei den Patienten, die das Placebo erhielten (mittlere Verbesserung von 3 Buchstaben im MD1003-Studienarm gegenüber 1,8 Buchstaben im Placeboarm). Der Unterschied erlangte jedoch keine statistische Signifikanz, und ingesamt erreichte die Studie ihren primären Endpunkt nicht.
Prospektiv definierte Untergruppenanalysen ergaben, dass nur Patienten mit progredienter ON von MD1003 profitieren, während in der größten Untergruppe der Patienten mit nicht progredienter ON nach einem Rezidiv keine Wirkung beobachtet wurde:
- In der Untergruppe der Patienten mit progredienter ON verbesserte sich die 100-prozentige Kontrastsehschärfe des erkrankten Auges im Mittelwert um 3 Buchstaben im Wirkstoffarm gegenüber einer Verschlechterung um 1,5 Buchstaben im Placeboarm. Die Entwicklung weiterer wichtiger Endpunkte entsprach der Verbesserung von 100-prozentiger Kontrastsehschärfe.
- In der Untergruppe der Patienten mit nicht progredienter ON nach einem Rezidiv zeigte MD1003 keinerlei Wirkung: die 100-prozentige Kontrastsehschärfe verbesserte sich im Wirkstoff- und im Placeboarm jeweils um 3 Buchstaben.
Die Ergebnisse der Studie MS-ON bestätigten das sehr gute Sicherheitsprofil von MD1003.
In einer Stellungnahme zu den Ergebnissen aus MS-ON sagte Prof. Ayman Tourbah, Studienleiter, CHU de Reims, Neurologie (Frankreich): „Die Studie MS-ON ergab interessante Daten, die den Schluss nahelegen, dass MD1003 eine Wirkung bei Patienten mit progredienter Sehnerventzündung hat. Angesichts des Fehlens eines entsprechenden Signals bei der Behandlung von nicht progredienter Sehnerventzündung bestätigt die Studie, dass die unterbehandelte Patientenpopulation mit progredienter multipler Sklerose die geeignetste Zielgruppe für MD1003 sein könnte. Das entspricht auch den früher in diesem Jahr vorgelegten positiven Ergebnissen aus der Studie MS-SPI mit einer anderen Gruppe von MS-Patienten mit progredienter Spastik der unteren Extremitäten.“
Frédéric Sedel, CEO von MedDay, kommentierte die Ergebnisse wie folgt:
„Die Daten aus MS-ON geben einen besseren Überblick über die künftige Positionierung von MD1003. MedDay wird nun die Entwicklung weiter betreiben und den Antrag für MD1003 nur für progrediente MS-Formen einreichen, wo ein besonderer Bedarf an krankheitsmodifizierenden Therapien besteht, da in diesem Bereich bisher kein Arzneimittel zugelassen ist. Angesichts des ursprünglichen und einzigartigen Wirkmechanismus von MD1003, der auf Myelin und den Energiestoffwechsel abzielt, könnte MD1003 andere Behandlungsstrategien ergänzen, die auf Entzündungen im Immunsystem abzielen, wie etwa Immunsuppressiva oder immunmodulatorische Arzneimittel.“
- Ende -
Über MS-ON
Die Studie MS-ON ist eine im Verhältnis 2:1 randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die in 20 MS-Überweisungszentren in Frankreich und Großbritannien durchgeführt wurde. Die Behandlung dauerte 24 Wochen, gefolgt von einer geplanten laufenden Erweiterungsphase, in der das Placebo gegen den Wirkstoff ausgetauscht wurde. Aufgenommen wurden MS-Patienten, deren Sehvermögen im Lauf der letzten drei Jahre nachgelassen hatte, entweder nach einer rezidivierten Sehnerventzündung (rezidivierte ON, n=62) oder im Zusammenhang mit einer chronischen progredienten Neuritis nervi optici (progrediente ON, n=31). Alle Patienten hatten seit mindestens 6 Monaten mindestens ein Auge mit einem ETDRS-Sehschärfen-Score von ≤ 72 (Sehschärfe unter 5/10 in Dezimalwerten).
Der primäre Endpunkt der Studie war die mittlere Veränderung in der 100-prozentigen Kontrastsehschärfe im „Monat 6“ ab Studienbeginn des erkrankten Auges, das als dasjenige Auge mit der schlechteren Sehschärfe und nachlassender Sehkraft in den letzten 3 Jahren definiert wurde.
Weitere Endpunkte waren eine 5-prozentige Kontrastsehschärfe beider Augen, Sehnervenfaserdicke (RNFL) in beiden Augen, gemessen mit optischer Kohärenztomografie, visuell evozierte Potenziale, automatisierte Gesichtsfeldperimetrie und anamnestische Ergebnisberichte.
Über MS-SPI
MS-SPI ist eine im Verhältnis 2:1 randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die an 16 MS-Überweisungszentren in Frankreich durchgeführt wurde. Die Behandlung dauerte ein Jahr, gefolgt von einer geplanten zwölfmonatigen laufenden Erweiterungsphase, wo das Placebo gegen den Wirkstoff ausgetauscht wurde.
Die Patientenpopulation bestand aus Patienten mit primär progredienter Multipler Sklerose (PPMS) oder sekundär progredienter Multipler Sklerose (SPMS) mit EDSS-Progression, deren EDSS-Wert in den zwei Jahren vor Aufnahme im Bereich von 4,5 bis 7 lag. Ausgeschlossen waren Patienten, die in den 3 Monaten vor Aufnahme mit einer krankheitsmodifizierenden Therapie (DMT) behandelt wurden, Patienten, denen im Monat vor der Aufnahme Fampridin verabreicht wurde, sowie Patienten mit Anzeichen eines Rezidivs oder einer Gadolinium-MRT-Aktivität während des zurückliegenden Jahres.
Die Patientenaufnahme begann im Oktober 2013 und wurde im Januar 2014 mit 166 untersuchten und 154 randomisierten Patienten (103 in der MD1003-Gruppe und 51 in der Placebo-Gruppe) abgeschlossen. Zu Studienbeginn wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede bei den Eigenschaften der Patienten beider Patientengruppen festgestellt.
Der primäre Endpunkt der Studie wurde definiert als der Anteil der Patienten, bei denen nach 9 Monaten (M9) eine Besserung zu beobachten war, die nach 12 Monaten (M12) erneut bestätigt wurde. Als Besserung galt entweder der Rückgang des EDSS-Werts (um mindestens 1 Punkt bei einem Ausgangs-EDSS-Wert ≤5,5 bzw. 0,5 Punkte bei einem EDSS-Wert ≥6) oder ein verbesserter TW25-Wert (das zeitlich gemessene Zurücklegen einer Gehstrecke von 25 Fuß, ca. 7,6 m) um mindestens 20 Prozent. Vergleichsbasis waren die jeweils besten EDSS- und TW25-Werte, die bei der Eingangsuntersuchung und Randomisierung ermittelt wurden.
In der ITT-Population (Intent to treat) wurde der primäre Endpunkt erreicht (p=0,0051, Fisher’s exact test), denn 13 Patienten (12,6 %) im MD1003-Arm erzielten eine Verbesserung des EDSS-Werts (Expanded Disability Status Scale) oder TW25-Werts (zeitlich gemessenes Zurücklegen einer Gehstrecke von 25 Fuß) nach 9 Monaten, was nach 12 Monaten bestätigt wurde, im Vergleich zu keinem Patienten (0 %) im Placeboarm.
Die mittlere Veränderung des EDSS-Werts zwischen M0 und M12 nahm in der MD1003-Gruppe ab (-0,03), während in der Placebogruppe ein Anstieg beobachtet wurde (+0,13, p=0,014). Im MD1003-Arm erhöhte sich der EDSS-Wert in der mit MD1003 behandelten Gruppe bei nur 4 Prozent der Patienten nach M9, bestätigt nach M12, gegenüber 13 Prozent in der Placebogruppe (p=0,07), was einem um 67 Prozent verminderten Progressionsrisiko im Wirkstoffarm innerhalb des Studienzeitraums entspricht.
Im Verlauf der Studie MS-SPI wurde die Clinical Global Impression (CGI) der Veränderung vom Studienleiter und vom Patienten (subjektive Einschätzung, SGI) nach 12 Monaten Behandlungsdauer geprüft. Die nach 12 Monaten ermittelten mittleren CGI- und SGI-Werte waren in der Behandlungsgruppe statistisch signifikant besser als in der Placebogruppe (p<0,0001 bzw. p=0,0094).
Über MD1003
MD1003 ist ein Prüfpräparat, von dem angenommen wird, dass es einerseits die Myelinbildung fördert und andererseits die Energiezufuhr für die Übertragung von Nervenimpulsen verbessert. MD1003 ist ein aktiver pharmazeutischer Wirkstoff, der in einer Dosis von 300 mg/Tag verabreicht wird. MD1003 besitzt Patentschutz in der EU und den USA für die Dosierung und Anwendung bei multipler Sklerose. Im Zusammenhang mit progredienter MS hat MD1003 eine Wirkungsweise, die potenziell zwei Zielfunktionen beeinflusst: (1) Es aktiviert Acetyl-CoA-Carboxylasen (ACC1 und ACC2), die ratenbegrenzenden Enzyme bei der Synthese von Fettsäuren, die zur Myelinsynthese benötigt werden, und (2) es aktiviert den Citratzyklus bei demyelinierten Axonen zur Steigerung der Energieproduktion.
Der Konzeptnachweis (Proof of Concept) für MD1003 wurde in einer Open-Label-Pilotstudie1 mit 23 Probanden mit primär und sekundär progredienter MS erbracht.
Über progrediente MS
MS ist die häufigste zu Behinderungen führende neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen. Die ersten Symptome treten gewöhnlich im Alter von 20 bis 40 Jahren auf. In der Mehrzahl der Fälle (85 Prozent) sind die Patienten in der ersten Phase von einer rezidivierend-remittierenden neurologischen Funktionsstörung (RRMS) betroffen, die sich im späteren klinischen Verlauf typischerweise zu einer sekundär progredienten Erkrankung weiterentwickelt (SPMS). Wenn die MS in die progrediente Phase eintritt, nehmen die neurologischen Ausfälle allmählich zu und führen zu Problemen mit der Sehkraft, dem Gehen, Inkontinenz, kognitiven Veränderungen, Müdigkeit und Schmerzen. Primär progrediente MS (PPMS), gekennzeichnet durch Krankheitsprogression von Beginn an, ist weniger häufig und tritt bei 10 bis 15 Prozent der Patienten auf.
Trotz dieser unterschiedlichen ursprünglichen klinischen Erscheinungsbilder sind die Zeitspannen bis zum Erreichen bestimmter Behinderungsmeilensteine und das Alter, zu dem diese erreicht werden, bei Patienten mit PPMS und SPMS ähnlich. In jüngsten Richtlinien wurde darum angeregt, PPMS und SPMS zu einer Einheit namens „progrediente Erkrankung“ zusammenzufassen. Die Gesamtprävalenz der progredienten Erkrankung beläuft sich schätzungsweise auf mindestens 40 Prozent aller MS-Patienten.
Wissenschaftlicher Beirat
Prof. Alan Thompson (Vorsitzender, UCL, GB), Prof. Jack Antel (McGill, Kanada), Prof. Frederik Barkhof (VUMC, Niederlande), Dr. Robert Fox (Cleveland, USA); Prof. Reinhard Hohlfeld (München, Deutschland), Prof. Jean Pelletier (Marseille, Frankreich), Prof. Per Soelberg Sorensen (Dänemark) ond Prof. Ayman Tourbah (Reims, Frankreich, Studienleiter).
Über MedDay
MedDay ist ein im Privatbesitz befindliches Biotechnologieunternehmen, das neue Arzneimittel für Erkrankungen des Nervensystems entwickelt. Gegründet wurde das Unternehmen 2011 von Dr. med. Frédéric Sedel, PhD (Chief Executive Officer), und Dr. med. Guillaume Brion (Chief Operating Officer). Im April 2013 erhielt MedDay gemeinsame Investitionsmittel von InnoBio, einem von BPIFrance verwalteten Biotechnologie-Fonds, und von Sofinnova Partners. Der am weitesten fortgeschrittene Pipelinekandidat des Unternehmens ist MD1003 zur Behandlung von primär und sekundär progredienter multipler Sklerose. Weitere Informationen finden Sie unter: www.medday-pharma.com.
Quellenangaben
1Sedel, et al. Mult Scler Relat Disord. 2015 Mar;4(2):159-69
Die Ausgangssprache, in der der Originaltext veröffentlicht wird, ist die offizielle und autorisierte Version. Übersetzungen werden zur besseren Verständigung mitgeliefert. Nur die Sprachversion, die im Original veröffentlicht wurde, ist rechtsgültig. Gleichen Sie deshalb Übersetzungen mit der originalen Sprachversion der Veröffentlichung ab.